Geschichte des Klosters Fischingen

1138

Gegründet durch den Bischof von Konstanz, um den Pilgern auf dem Schwabenweg Etappe Konstanz Einsiedeln des Jakobswegs Unterkunft zu bieten, und besiedelt durch das Kloster Petershausen bei Konstanz. Es war ein Doppelkloster als Benediktinerstift mit drei Häusern: Hospiz und zwei Klöster (Gäste, Mönche, Nonnen). Erster Schirmherr war der Graf von Toggenburg.

1524

Abt Henricus heiratet ein Tösser Nonne, deren Anrede dann «Gnädige Frau Äbtissin» zu sein hatte. In der Folge schlossen die katholischen Schirmherren aus der Innerschweiz das Kloster und verjagten die häretischen Neugläubigen. Das halbe Dutzend Mönche wurde dann zu evangelischen Prädikaten. Henircus ging ebenfalls als Prädikant nach Laufen.

1540

Die Tagsatzung von Baden setzt Markus Schenklin, Statthalter des Klosters St.Gallen, als neuen Abt in Fischingen ein und eröffnet so das Kloster zum zweiten Mal.

1577

Bau Altkloster 1 unter Abt Christoph Brunner (noch erhaltener Klosterteil «Christoph Brunner Bau»).

1635

Bau Altkloster 2, neue Abtei, unter Abt Placidus Brunschwiler (noch erhaltener Klosterteil «Placidius Brunschwiler Bau»).

Beide Bauten bilden die Klosterfassade zwischen Kirche und Prälatur des 18. Jahrhunderts.

1753 bis 1761

Errichtung des Neuklosters als Barockbau durch Architekt Michael Beer unter Abt Niklaus Degen.

1848

Aufhebung aller Klöster im Thurgau. Übernahme der Klostergüter durch den neu gegründeten Staat Thurgau, der damit seine Infrastrukturbedürfnisse verwirklicht (Münsterlingen: Spital / Kreuzlingen: Lehrerseminar / St. Katharinental: Alters- und Pflegeheim / Kalchrain: Jugenderziehungs- und Strafanstalt / Tobel: Gefängnis).

1852

Der Kanton Thurgau trennt sich von den Klostergebäuden. Er übergibt die Klosterkirche der Kirchgemeinde Fischingen ins Eigentum.

Das Kloster ohne Kirche kauft Imhof Hotze, ein Industrieller aus Winterhur. Er errichtet darin eine Färberei und Jaccardweberei, die später wieder bankrott geht.

Das Kloster Fischingen ohne Kirche wird mehrmals verkauft. 1879 an den Verein St. Iddazell, seit 2012 Verein Kloster Fischingen.

1879

Errichtung der Waisenanstalt St. Iddazell, später Erziehungsanstalt, Erziehungsheim, Kinderheim. Geistliche Leitung, seit 1943 durch einen Pater aus dem Kloster Engelberg, Beizug von Schwestern aus den Klöstern Menzingen bis (1957) und Melchtal (ab 1957). Daneben weltliches Personal.

1976

Auflösung des Kinderheims: Die Zeit von 1879 bis 1976 mit Waisenanstalt, Erziehungsanstalt, Erziehungsheim, Kinderheim, Sekundarschule hat der Verein durch die Beratungsstelle für Landesgeschichte, Zürich, gründlich aufarbeiten lassen. Die historische Untersuchung analysiert die Institution St. Iddazell und ist ein Beitrag zur Aufarbeitung eines Stücks Vergangenheit. Der Historische Verein des Kantons Thurgau hat mit finanzieller Unterstützung des Lotteriefonds den Untersuchungsbericht als Grundlage für die Herausgabe eines Buches mit dem Titel «Kinder im Klosterheim» genommen: Thurgauer Beiträge zur Geschichte 153–2015 (2), Verlag des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, Frauenfeld, 2015.

Gründung einer neuen Sonderschule in zweckmässigen Bauten ausserhalb des Klosters nach den Vorgaben der Invalidenversicherung und des Kantons Thurgau, in deren Auftrag geführt und durch diese weitgehend finanziert. Professionelle weltliche Leitung und durchwegs ausgebildetes weltliches Personal.

Beginn einer Epoche der Gebäudesanierungen; Renovationen und Restaurierungen; ermöglicht durch grosszügige Spenden, Legate und staatliche Unterstützung.

1977

Nach der Entfernung der Klosterverbotsartikels aus der Verfassung (Volksabstimmung 1973) Wiedererrichtung des Klosters als Priorat (3. Eröffnung). Die Benediktiner-Gemeinschaft Fischingen hat den Status eines autonomen Klosters, obwohl sie nicht Eigentümerin der Klosterliegenschaften ist.

1982

Eröffnung des Bildungshauses Kloster Fischingen, das sich schnell zum beliebten Seminar- und Tagungsort entwickelte, offen für Kundschaft aus Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Vereinen etc. Im Ostflügel, wo früher die Klausur war, dienen die ehemaligen Klosterzellen den heutigen Gästen als grosszügige Gästezimmer.

2013 bis 2014

Bauliche und betriebliche Aufwertung des Bildungshauses zum klösterlichen Seminarhotel.